Aus „Kunst für Alle“ 11. Jg. 1895/96 S. 238 Künstlergenossenschaft

„= München. Professor Mathias Schmid ist aus der „Künstlergenossenschaft“ ausgetreten. Als Gründe für diese Austrittserklärung giebt der Künstler folgendes bekannt:

 

„Schon seit Jahren bestrebt sich die Künstlergenossenschaft, auswärtige Künstler auf jede Weise auf Kosten der Einheimischen zu protegieren. Auf Kosten der Genossenschaft werden Reisen in das Ausland unternommen, um oft das unglaublich abgeschmackte Zeug für die Münchener Kunst-Ausstellung zu erwerben, das dann noch prämiiert und für die kgl. Sammlungen angekauft wird. Dadurch werden junge Künstler und das Publikum in ihrem Urteil beirrt und ist die einst so blühende Münchener Kunst aufs tiefste geschädigt worden. Ich war vor einigen Jahren selbst als Juror für die Münchener Ausstellungen bei den Sitzungen anwesend und war oft empört, mit welcher Mißgunst über vortreffliche Werke einheimischer Künstler der Stab gebrochen wurde. Am Schlusse der Ausstellung erhielt ich freilich Aufschluß über dieses unkollegiale Gebahren, als sich die Herren Juroren bei auswärtigen Gesandtschaften um Orden für ihre Verdienste um Förderung der ausländischen Kunst bewarben. Es wird manchem aufgefallen sein, daß ich schon längere Zeit nichts mehr im Glaspalaste ausstellte. Es widerstrebt mir, meine Werke von Leuten in der Jury beurteilen zu lassen, denen jede Objektivität fehlt und die besser situierten Kollegen hinauszudrängen trachten. Ich hoffte Besserung dieser unerquicklichen Zustände unter einer neuen Vorstandschaft, was aber nach meinen jüngst gemachten Erfahrungen nicht der Fall ist, und trete lieber aus einer Gesellschaft, die nicht ihre Aufgabe in der Förderung der Kunst, sondern im Gedeihen ihrer persönlichen Interessen sucht“

S. 286:

=München. Der Vorstand der Münchener Künstlergenossenschaft ersucht uns um Aufnahme der nachstehenden Berichtigung:

„Herr Professor Matias Schmid hat in der Nummer der „Kunst für Alle“ vom 1. Mai in einer Erklärung die Gründe seines Austrittes aus der Münchener Künstlergenossenschaft dargelegt. Der Vorstand der Münchener Künstlergenossenschaft glaubt, daß diese Erklärung zu unrichtiger Auffassung Anlaß geben könnte, und sieht sich daher veranlaßt, Folgendes berichtigend zu vermerken: Herr Professor Mathias Schmid hat an die Ausstellungsleitung der Künstlergenossenschaft das Ansuchen gestellt, es möge ihm für die Jahresausstellung im Kgl. Glaspalast ein eigener Raum für eine größere Kollektion seiner Werke zur Verfügung gestellt werden, eine Bevorzugung, die nur ganz ausnahmslos zugestanden wird. Die Ausstellungsleitung sah sich außer Stande, diesem Ansuchen zu entsprechen, und teilte dieses in höflichster Form Herrn Prof. M. Schmid mit. Unmittelbar auf diese Mitteilung und auf Grund dieser Weigerung erfolgte die Austritts-Erklärung des Herrn Professor M. Schmid aus der Künstlergenossenschaft.“

 

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