Ausstellung in Sömmerda 2005

Vorbereitung
Die Ausstellung wird organisiert durch das Kulturamt der Stadt Sömmerda, Frau Christina Kubitz, dem Heimat und Geschichtsverein Sömmerda, Herrn Rolf Carl, Bernhard Hermann und mir. Bernhard Hermann leistet die Hauptarbeit, über 100 Bilder müssen reproduziert, kommentiert und gerahmt werden,  teilweise in Groß-Formaten. Ich bereite mich auf eine Einführungsrede vor und stelle Briefe, Zeichnungen, Fotos für eine Vitrine zusammen. Die Trachtengruppe "Capp ean Cäppche" gestaltet mit dem Heimat- und Geschichtsverein eine Gruppe in Marburger Tracht  im Schaufenster der Edeka, um so auf die kommende Ausstellung aufmerksam zu machen. Die Stadt verschickt Einladungen, hängt Plakate aus und lässt die "Hochschule für Musik" auf ein großes Poster drucken, das neben der Otto Piltz Büste die Besucher in der Ausstellung begrüßen wird.
Rolf Carl, Heimat und Geschichtsverein; Karin Weber, Eckhard Hofmann beide Capp ean Cäppche; v.l.n.r.
Foto: Bernhard Hermann
Am 1. 7. bringt die Thüringer Allgemeine einen Vorbericht:

Sömmerda: Piltz ist zurückgekehrt

Es war im September vergangenen Jahres, als auf der Heimatseite (Nr. 244) an den Genremaler Prof. Otto Piltz erinnert wurde, dessen Bilder einen bemerkenswerten Einblick in die Sömmerdaer Geschichte geben. Rund 100 Motive sind jetzt in einer Ausstellung im Rathaus zu sehen, die am morgigen Sonntag eröffnet wird.

SÖMMERDA. Auf Einladung der Stadt und in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Geschichtsverein haben der Urenkel des Malers, Richard Büning aus Würselen bei Aachen (TA berichtete), und Bernhard Hermann aus Marburg die Ausstellung konzipiert. Besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Bezug des Künstlers zur Stadt Sömmerda, aber auch zu Weimar, Oberweimar und Allstedt.Im Verlaufe ihrer langjährigen Recherche, die auch nach Sömmerda führte, haben die beiden Herren bisher über 300 Werke von Otto Piltz ermitteln und dokumentieren können. "Und immer wieder kommen neue hinzu", berichtete der 1. Vorsitzende der Volkstanz- und Trachtengruppe "Capp ean Cäppchen aus Marburg-Cappel, Bernhard Hermann, der die Sömmerda-Ausstellung zusammengestellt hat und sogar noch ein Extra mitbringt. Zur morgigen Eröffnung (11 Uhr, Rathaus) werden die Mitglieder der Tanzgruppe in ihrer Original Marburger Evangelischen Tracht auftreten. "Es sind die Trachten, die Otto Piltz auf einigen seiner in Hessen entstandenen Werke abgebildet hat", so Bernhard Hermann. Mit schönen Stücken aus dem Besitz des Vereins wurde außerdem ein Schaufenster in der Marktstraße (Edeka-Markt) dekoriert. Richard Büning hat für morgen den Part übernommen, einen Vortrag über Leben und Werk seines kreativen Urgroßvaters zu halten und dabei den Bezug des Malers zur Stadt Sömmerda und deren Musikschule "Wilhelm Buchbinder" zu erläutern. Verwandtschaftliche Beziehungen gab es übrigens aber auch zur ortsansässigen Gärtner-Familie Kirsch. Im Rathaus sind nun bis 22. Juli etwa 100 Reproduktionen von Arbeiten des Maler-Professors zu sehen. Neben zahlreichen Sömmerda-Motiven, dessen bekanntestes wohl "Der Pfingstchoral" ("Daheim", 1889) ist. Als Glasbild (leider kürzlich beschädigt) ist eine Reproduktion in einem der Treppenhaus-Fenster des Rathauses zu sehen. Der Sömmerdaer Heimat- und Geschichtsverein ist im Besitz einer ähnlichen Kopie. "Der Sömmerdaer Graveur Albert Schönemann (1885-1964) hat das Motiv zum Piltz-Gemälde "Der Pfingstchoral", im Rathaus "Turmblasen" betitelt, aufgenommen und in einem Aluminium-Stich seinem Freund Paul Hebs (1885-1967) zum 74. Geburtstag gewidmet", berichtet Vereinsvorsitzender Rolf Carl. Paul Hebs war nebenberuflich Musiker und, so Carl, vielleicht auch Absolvent der Buchbinder´schen Musikschule. Zur Ausstellung im Rathaus bietet der Heimat- und Geschichtsverein einen Kalender 2006 an, in dem alle Sömmerdaer Piltz-Motive enthalten sind (Preis 10 Euro).

Zur Illustration für diesen Beitrag stellte Bernhard Hermann das Bild "Ein schwüler Tag" von Otto Piltz zur Verfügung. Er schreibt dazu: "Viel zu schlapp sind die Jungen und Mädchen, um dem Unterricht zu folgen. Unter der Aufsicht ihrer Lehrerin, die sich, im hochgeschlossenen Kleid, mit Handarbeiten die Zeit vertreibt, dürfen sie die letzte Schulstunde regelrecht verschlafen. Diese Milieustudie unseres Malers entstand vor fast 100 Jahren, ich entdeckte sie in einer gebundenen Jahresausgabe der "Gartenlaube"."

Am Tag der Ausstellungseröffnung, so Bernhard Hermann, besteht um 15 Uhr auch die Gelegenheit, im Turm der Bonifatiuskirche einige der Originalschauplätze für die Sömmerda-Bilder von Otto Piltz in Augenschein zu nehmen. Die Volkstanz- und Trachtengruppe "Capp ean Cäppche" tritt morgen um 11 und 13 Uhr im bzw. vor dem Rathaus auf. Von Bärbel ALBOLD Ausstellung "Leben und Werk des Genremalers Prof. Otto Piltz", Eröffnung am 3. Juli, 11 Uhr, geöffnet bis 22. Juli zu den Rathaus-Sprechzeiten. Es wird ein Kalender angeboten.

 

Eröffnung
Am 3. Juli beginnt die Eröffnung mit einer Tanzdarbietung der Trachtengruppe "Capp ean Cäppche" aus Cappel vor dem Rathaus. Weit über 100 Personen sind zur Eröffnung der Ausstellung erschienen. Wolfgang Flögel, Bürgermeister der Stadt Sömmerda, begrüßt Besucher und Organisatoren der Ausstellung. Er betont, dass mit dieser Ausstellung im Rahmen der Kulturarbeit der Stadt erstmals auch ein Bezug zur Geschichte der Stadt hergestellt werden konnte. Anschließend halte ich die Eröffnungsrede und eröffne die Ausstellung. Die Besucher betreten das Treppenhaus und den Sitzungssaal des Rathauses, die mit Stellwänden ausgestattet sind auf denen über 100 Reproduktionen der Bilder mit erklärenden Kommentaren ausgestellt sind. In der Vitrine sind Fotos, Skizzen, Briefe und eine Original-Ölstudie des Berliner Kreuzbergs zu sehen.

Im Anschluss an die Eröffnung nehmen einige Besucher die Gelegenheit wahr, den Kirchturm der Bonifaziuskirche zu besteigen. An den Schauplätzen der Piltzbilder liegen Kopien aus, die den Vergleich zwischen Piltz-Bild und dem fast unveränderten Raum ermöglichen. Der Rundblick von der offenen Galerie des Turms auf die Stadt zeigt, dass sich außerhalb der Turmräume doch vieles in über 100 Jahren verändert hat.

 
Tanzdarbietung "Capp ean Cäppche"
Bernhard Hermann, Richard Büning,  Wolfgang Flögel,
Blick in die Ausstellung, Rolf Carl
Fotos:  Heimat und Geschichtsverein
Resonanz
Die Thüringer Allgemeine schreibt über die Eröffnung:

SÖMMERDA

Piltz-Ausstellung: Der Alltag war sein Metier

"Öttchen", so erzählte Urenkel Richard Büning, begleite ihn von Kindesbeinen an. Seit gestern gibt er, gemeinsam mit "Piltz-Sucher" Bernhard Hermann, bis 22. Juli im Rathaus mit etwa 100 Bildern des Genremalers Prof. Otto Piltz einen Einblick in dessen Schaffen. Dazu gehören einige Sömmerda-Motive, die vor rund 100 Jahren entstanden.

 

SÖMMERDA. Selten ist der Weg so kurz von einem ersten Kontakt bis zu einer Ausstellung. Daran erinnerte Richard Büning aus Würselen bei Aachen zur gestrigen gut besuchten Eröffnung, denn erst vor einigen Monaten hatte er in Sömmerda recherchiert und die Bestätigung gefunden, dass sein Urgroßvater hier zwischen 1888 und 1904 künstlerisch recht produktiv war. Sein bevorzugtes Thema: die Buchbinder´sche Musikschule, die im Turm der Bonifatiuskirche ihr Domizil hatte (TA berichtete). Es waren sowohl die Stadt, insbesondere der Bürgermeister, sowie der Heimat- und Geschichtsverein Sömmerda als auch der Cappeler Trachtenverein "Capp ean Cäppche" mit seinem Vorsitzenden Bernhard Hermann, die gemeinsam mit Büning die Ausstellung auf den Weg brachten. Ein Treffen am Sonnabend mit Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins, des Heimatvereins Wenigensömmern und der Heimatfreunde Leubingen brachte interessante Anregungen für beide Seiten.Mit viel Beifall bedacht wurden gestern auf dem Markt auch die Darbietungen der Cappeler Trachtengruppe, die dabei jene Marburger Tracht vorstellte, die auch auf vielen der jetzt im Rathaus gezeigten Piltz-Bilder in den unterschiedlichen Alltagssituationen zu sehen ist. Darüber hinaus sind in einem Schaufenster der Marktstraße schöne Stücke der hessischen Tracht zu sehen. Die Ausstellung bleibt bis 22. Juli im Rathaus und kann kostenfrei besichtigt werden. Bärbel ALBOLD

Bericht über die Eröffnung in der Oberhessischen Presse

Eine Reise in die Vergangenheit

Ich bin kein Freund von Ausstellungseröffnungen. Nach Sömmerda ging ich als Urenkelin von “Öttchen” Piltz mehr aus Pietätsgründen als aus wirklichem Interesse. Was kann ich schon von einer Ausstellung erwarten - mit Reproduktionen, die ich doch fast alle dank dem Sammelfleiß des Cappelers Bernhard Hermann und meines Bruders Richard kenne, so dachte ich. Ich wurde angenehm enttäuscht.

Schon der Weg vom Bahnhof zum Rathaus brachte die erste Überraschung: Ein Schaufenster war liebevoll mit Marburger Trachtenpuppen ausgestattet, die mich an das hessische Laubsäge-Trachtenpärchen erinnerten, das in meiner Kindheit über meinem Bett hing.

Auf dem Rathausplatz vor einem eigens für die Ausstellung hergerichteten Blumen- und Rasenarrangement führte die Cappeler Trachtengruppe Capp ean Cäppche die zahlreich erschienenen Gäste mit Volkstänzen ins 19. Jahrhundert zurück. Im Rathaus empfing mich neben der sehr treffenden Piltz-Büste von Richard Büning sogleich eine große Tafel mit Öttchens mir bis dahin unbekanntem Zeitschriftenartikel Eine Hochschule für Musik. Jetzt erst war mir klar, weshalb die Ausstellung in Sömmerda stattfand, weshalb Bürgermeister,  Geschichts- und Heimatverein und so viele Sömmerdaer sich für Öttchens Bilder interessierten. Vollends verständlich wurde mir das schließlich nach den Begrüßungsworten von Bürgermeister Flögel und der Einführung meines Bruders, die auch für mich viele neue Informationen über Otto Piltz und die Genremalerei enthielt.

Auch die Ausstellung selbst gefiel mir ausgezeichnet: die Vitrine mit Originaldokumenten und Bildern aus Öttchens Leben, besonders aber auch die gelungene Zusammenstellung und Kommentierung der von Bernhard Hermann reproduzierten Gemälde auf mehreren Etagen des schönen alten Rathauses. Zum ersten Mal konnte ich erleben, dass die Gäste einer Vernissage nicht nur zusammenkamen, um sich gegenseitig bei einem Glas Sekt mit Aufmerksamkeiten und Bosheiten zu bedenken, sondern sich wirklich für die Ausstellung interessierten und zum Beispiel die mir besonders lieben Bilder Thüringer Backstube und Verwahrschule in Weimar intensiv betrachteten und besprachen. Schon das allein lohnte  die Reise nach Sömmerda.

Zu einem letzten Höhepunkt im wahren Sinne des Wortes gestaltete sich die Besteigung des Turms der Bonifaziuskirche. Reproduktionen der mir schon früher bekannten Musikerbilder wiesen den Betrachter auf jeder Etage auf die frappante Genauigkeit hin, mit der Otto Piltz die Probenräume der Buchbinder-Musikschule wiedergegeben hatte – Räume, die bis heute nahezu völlig unverändert geblieben sind.

Die Reise in die Vergangenheit endete auf dem Turm, von dem aus der Bürgermeister uns das moderne Sömmerda vorstellte, das Jahrhunderte ohne Krieg überstanden, in der DDR-Zeit eine Reihe von Industriebetrieben aufgebaut hat, die nach der Wende wie in fast allen Orten der ehemaligen DDR zerstört wurden, so dass ein großer Teil der Bevölkerung die Stadt verlassen musste, um woanders Arbeit zu suchen. Bürgermeister Flögel aber, der die Piltz-Ausstellung angeregt hat, ist es wohl auch zu verdanken, dass die Stadt neue Investoren anziehen konnte, weshalb Sömmerda auf mich den Eindruck machte, das wirtschaftliche und gesellschaftliche Tief deutlich überwunden zu haben. So eröffnete mir die Reise in die Vergangenheit zugleich den Ausblick in eine wieder hellere Zukunft für die Stadt.

Ein großes Dankeschön der Stadt Sömmerda und allen, die am Gelingen der Ausstellung mitgewirkt haben!

Marianne Büning

 

Bernhard Hermann erstellt eine umfangreiche Dokumentation über diese Ausstellung.
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