5. Kunstmarkt

Maler, die ihren Lebensunterhalt von ihrer Kunst bestreiten mussten, nutzten alle gebotenen Institutionen, Veranstaltungen und Medien um auf ihre Produkte aufmerksam zu machen. 

Alle Bereiche des Kunstmarkts beeinflussten sich wechselseitig. Der Künstler war bemüht auf allen präsent zu sein. Gute Kritiken von Ausstellungen machten Museen, Kunstvereine, Kunsthandel, Kunstverlage und Zeitschriften auf ihn aufmerksam.

Die Preise der Kunstwerke waren abhängig von der Nachfrage und die wiederum vom Bekanntheitsgrad des Malers.

Einige Preise, die für Werke von Otto Piltz erzielt wurden, sind überliefert, so von der

Gemälde-Auktion R. Lepke in Berlin. Am 24. Nov. [1874] ging in dem genannten Auktionslokale die Versteigerung einer kleinen, aber interessanten Gemäldesammlung moderner Meister vor sich. Dabei befand sich ein Bild von Kaulbach:“Drei knieende Kinder“, die bekannte Gruppe aus seinem Bilde im Treppenhaus des Berliner Museums:“Die Zerstörung Jerusalems“, fleißig durchgeführt und mit dem Monogramm bezeichnet. Das beste hat entsprechende Preise erzielt, deren einzelne wir hier notiren. Nächstens kommen drei Sammlungen zum Verkauf, zwei mit modernen Bildern (Elderhorst und Elsner) und eine mit Gemälden alter Meister (Horstmann).

Maler Titel Thaler
W.v. Kaulbach Die drei knieenden Kinder 700
Fr. Voltz Weidendes Rindvieh 550
O. Piltz Die neueste Kriegsnachricht 330 1/3
J.P. Hasenclever Großvaters Geburtstag 102
W. Gentz Landschaft mit Architektur 115
C.E. Böttcher Blumen auf den Weg gestreut 145
L. Jüterbock Columbus im Kloster la Rabida 320
C. Hübner Bauernschenke 207  
Baron P.v. Tiesenhausen Fluth bei Wangeroge 121
 

(Quelle: Zeitschrift für bildende Kunst. 10. Band, 1875, Chronik, S. 142.)

Zum Vergleich:  330 1/3 Thaler =991 Mark. 1888 hatte ein Hüttenarbeiters im Ruhrgebiet ein Jahreseinkommen von 986 Mark  (Quelle: Wolf, Melanie. Wachstumsunterschiede und Konvergenz in Deutschland seit 1850, S. 15.)

Diese Preise zeigen, dass Kunstwerke als Originale nur dem zahlungskräftigen Publikum zugänglich waren, das übrige kunstinteressierte Publikum musste sich mit den Reproduktionen der Kunstverlage oder den Holzstichen in den Zeitschriften begnügen.