Zitat entnommen: Doris Edler, Vergessene Bilder.
S. 85 f.
"Den zahlreichen Darstellungen des familialen
Innenraums entspricht auf der anderen Seite ein starkes Interesse der
Genremaler an verschiedenen Erscheinungsformen der dörflichen Sozialität.
Allerdings beschränkt sich dieses Interesse weitgehend auf den arbeitsfernen
Bereich der durch Brauchtum geregelten gemeinschaftlichen Feste und Feiern im
feststehenden Jahresrhythmus. Der Reiz dieser Feste lag neben der heiteren und
ausgelassenen Atmosphäre nicht zuletzt darin, dass hier die Landbevölkerung in
ihren traditionellen bunten Trachten zu sehen war, die der Suche nach dem Ideal
intakter und ungebrochen überlieferter Lebensformen entgegen kamen."
Für Otto Piltz lag der Reiz seiner Schilderungen aus dem
Dorfleben in der Vielfältigkeit der Aktion der Menschen aller Altersstufen.
Sein besonderes Interesse galt den landestypischen Trachten,
die zunehmend durch die städtische Konfektionskleidung verdrängt wurden. So
suchte er gezielt nach Gegenden, in denen dieser Rückzug der Tracht noch nicht
vollzogen war.
In Oberhessen, dem Spreewald und Teilen Oberbayerns war dies
noch gegeben. 1908 und 1909 zog es ihn sogar nach Volendam in Holland um diese
Voraussetzungen anzutreffen.
Er stammte selber aus einfachsten ländlichen Verhältnissen
und hat den Kontakt zu den
"kleinen" Leuten nie verloren. So konnte er auch den für seine
Arbeit erforderlichen Kontakt zu seinen Modellen aufbauen, sicherlich ein Schlüssel für die Natürlichkeit in seiner Personendarstellung.
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