Dorfleben

Volendam

In den Sommermonaten 1908 und 1909 mietete sich Piltz in das von Künstlern aus aller Welt als Arbeitsstätte genutzte Hotel Spaander in Volendam/Holland ein. 

In diesem Ort am Ijsselmeer mit überwiegend katholischer Bevölkerung war die Tracht noch lebendig. Leendert Spaander hatte für die Künstler Ateliers gebaut und eine Stube, das Malerzimmer Nr. 1, mit "holländischem Interieur" eingerichtet. Er half den Malern bei der Beschaffung der Modelle.

Zwischen 1887 und 1939 waren über 700 Künstler in Volendam, die Blütezeit lag zwischen 1895 und 1914, sie kamen vorwiegend aus Großbritannien, Niederlande, Deutschland, USA und Frankreich. In den Jahren 1908 und 1909 arbeiteten dort mit Otto Piltz 77 Maler, er war einer der Ältesten.

Otto Piltz schreibt am 10.9.1908 aus Volendam an seine Tochter Marie:

"...Die Genrebilder feiern „Orgien“ in meinem Zimmer; habe daran aber bald genug. Wahrscheinlich packe ich im Laufe nächster Woche ein. Das Wetter ist immer noch zweifelhaft und möchte ich die Nordsee doch bei Sonnenschein sehen. Dem Hotel Spaander habe ich auch eine Stiftung machen müssen, ich gab einen wohl gelungenen Jungenkopf  mit schwerem Herzen her; Schlechtes wollte ich nicht geben es sind in der Tat ausgezeichnete Sachen an den Wänden..."

 

und im August 1909:

"...Hier schlafe ich gut, huste fast gar nicht und werde mich für Erkältungen in acht nehmen. An drei Orten male ich bereits, weiß aber nicht auf welche Weise ich es anfangen soll; wahrscheinlich kann ich es doch nicht anders wie mir der Schnabel gewachsen ist; auf jeden Fall werde ich aber irgend ein Genrebild herstellen, welches die Berechtigung hat zu existieren. Die Tischgesellschaft ist äußerst amüsant, auch sind einige Deutsche da und bin deshalb nicht zum Stillschweigen verurteilt. Jedenfalls gefällt es mir dies Jahr noch viel besser, nur liegt die Gefahr zu nahe, konventionelle Bilder zu malen, weil man auf Schritt und Tritt, das so beliebte Genrebild sieht; Denke daran einige herzustellen um das zukünftige Leben zu machen, jedenfalls aber etwas was mich selbst befriedigt..."