Otto Piltz Forschung

1989

Im Zuge der Vorbereitungen zur 850 Jahrfeier von Cappel stößt Bernhard Hermann auf drei Abbildungen von  Otto Piltz Gemälden, die in der Cappeler Kirche entstanden sind. Diese Gemälde beeindrucken ihn sehr, er will nun mehr über diesen Maler erfahren. 
Er nimmt Kontakt auf mit der Piltz-Geburtsstadt Allstedt, wo er im Kirchenbuch die Geburtsanzeige findet.
In Literaturrecherchen stößt er auf Friedrich Boetticher, der in seinem Werk "Malerwerke des 19. Jahrhunderts" über 70 seiner Werke listete mit Hinweisen auf Ausstellungen und Abbildungen der Werke in den Illustrierten Zeitschriften dieser Zeit.
In Antiquariaten findet er einige Holzstiche und über ebay erwirbt er einige der Jahresbände dieser Zeitschriften.
Mit der Cappeler Trachtengruppe "Capp ean Cäppche" stellt er die Scenen "Kindtaufe" und "Betende Frauen beim Vaterunser" in der Cappeler Kirche nach.
Das Marburger Universitätsmuseum, das "An der Cappeler Mühle" erworben hat stellt den Kontakt zur Großnichte des Malers Johanna Ax her, die Liste der Piltz-Werke erweitert sich.
In den folgenden Jahren organisiert er eine Reihe von Ausstellungen mit Reproduktionen von Piltz-Werken, so auch in Allstedt, vgl. Otto Piltz Ausstellungen. Die Trachtengruppe "Capp ean Cäppche" stellt mit ihren Tanzdarbietungen die Verbindung zu den von Otto Piltz so geliebten Trachtenmotiven her.
2003
Am 10.1.2003 bereite ich für meine Freunde, die Malerin Nicole Kaffanke und ihr Mann Peter, ein Menü. Anschließend sitzen wir gemütlich bei Wein und Bier zusammen.

Nicole fragt mich nach Otto Piltz aus, da Sie bei mir immer wieder seine Werke bewundert. Alles, was ich zu der Zeit weiß -  es ist nicht viel - sind Erinnerungsfetzen aus Gesprächen, die meine Großmutter mit mir, ihrem Enkel, in den Jahren 1962 bis 1967 geführt hatte. Die andere Stütze der Erinnerung ist die grüne Kiste, eine wilde Sammlung von Fotos aus ihrem Nachlass. Darunter auch drei kleine Repros seiner Werke, auf ihnen entdecke ich Möbel mit denen ich seit langem lebe. Gegen 23 Uhr gehen wir leicht angeheitert auseinander.

Am nächsten Tag erhalte ich von ihr eine email mit einer Google-Liste mit Links zu "Otto Piltz" vor. Die Mail endet mit dem Satz

"Ich fände es gut wenn du dein Wissen irgendwann mal aufschreibst - wenn nicht für dich - dann für die Kunstfans"

Dieser Satz stachelt mich an, in der Sache Piltz aktiv zu werden.

Unter den Links interessiert mich eine besonders: eine Postkarten-Quelle mit Piltz-Motiven. Wie sich später herausstellen wird, steckt Bernhard Hermann dahinter.

Bevor ich den Kontakt zu Bernhard Hermann suche, mache ich bei mir und meinen Geschwistern Bestandsaufnahme. Fotografiere Bilder, Studien, Skizzen, Reproduktionen, die uns die Großmutter hinterlassen hat. Alle Bilder und Daten werden in einer Datenbank festgehalten.
Im Mai besuche ich zusammen mit Nicole und Peter Kaffanke Bernhard Hermann. Im Schatten der Cappeler Kirche vergleichen wir unsere Forschungsergebnisse. Bei großer Schnittmenge (Bötticher) stellen wir jedoch schnell fest, wie nützlich es ist, diese Forschung weiter gemeinsam zu betreiben. So war mir völlig neu, dass Otto Piltz auch Holland-Bilder gemalt hat.
Im Nachlass meiner Großmutter befindet sich auch ein Bündel Briefe aus der Feder ihres Vaters. Einer davon war auf Briefpapier des Hotels Spaander in Volendam geschrieben. Google sagt mir rasch, dass es ein Hotel dieses Namens auch heute noch gibt. Die Homepage weist auf eine Gemäldesammlung des Hotels und seine Geschichte als Malerhotel hin. Im Herbst besuche ich mit Nicole Kaffanke das Hotel. Frau Kwakman, die Kuratorin der Sammlung, führt uns durch die beeindruckende Sammlung. Im Restaurant zeigt sie uns den "Jungenkopf" von Otto Piltz.

Die Auswertung der Briefe an meine Großmutter, die meisten sind aus den Jahren 1907 bis 1910, machen die Orte, an denen Piltz arbeitete, lebendig. Neben Volendam sind dies Sömmerda, Kloster Walderbach und Kloster Indersdorf.
Eine weitere Reise führt nach Kloster Walderbach mit seinem Festsaal. Andere Spuren seines Schaffens sind uns bisher nicht begegnet.
Die erste große Literaturrecherche unternehme ich in den Auktionskatalogen des Kölner "Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels". Aus den Katalogen deutscher und ausländischer Auktionshäuser kann ich eine Reihe von Werken ausfindig machen, die in den 50er bis 80er Jahren auf Auktionen angeboten wurden. Über artprice ließ sich diese Auflistung ergänzen um Auktionen ab 1986.

2004

Nun beginnt die große Recherche in der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Systematisch werden alle Ausstellungskataloge und Illustrierten Zeitschriften der Jahre 1872 bis 1910 durchforstet nach Beiträgen von und über Otto Piltz. In "Daheim" von 1890 entdecke ich den Beitrag von Otto Piltz "Eine Hochschule für Musik", er hat sich auch literarisch betätigt! Daneben sichte ich Literatur, die sich mit der Genremalerei des 19. Jahrhunderts auseinandersetzt.
Zu Nachfahren der Schwester unserer Großmutter Lotte Heckenstaller gibt es keinen Kontakt. Über eine Briefaktion an alle Namensträger "Heckenstaller" im deutschen Telefonbuch (ca. 30) erhalte ich über Regensburg und South Carolina Verbindung zu Eva Stroh, einer Ururenkelin Otto Piltzens. Sie ist sofort Feuer und Flamme und forscht eifrig mit, besonders in und um München und in Weimar. In ihrem Besitz befindet sich ein Schatz: ein Album über Otto Piltz, das seine Töchter Lotte und Marie 1946 zum 100. Geburtstag ihres Vaters angefertigt hatten.

Aus den Reproduktionen sind mir die Musikerbilder bekannt, aus seinen Briefen weiß ich, dass sie in Sömmerda entstanden sind. Ein Brief an den Bürgermeister der Stadt Sömmerda, Herrn Wolfgang Flögel, mit den Fakten um diese Bilder, öffnet ein neues Kapitel. Im Mai besuche ich Allstedt und Sömmerda. In Sömmerda schaue ich mir die Lokalitäten der Musikschule im Turm der Bonifaziuskirche an. Die Räume unverändert  wie auf den Bildern, die Musiker scheinen gerade in Ferien zu sein! Die Lokalausgabe der "Thüringer Allgemeine" bringt im September einen großen Artikel über die Piltz-Forschung und ihren Bezug zur Stadt Sömmerda. Rolf Carl vom Heimat und Geschichtsverein nimmt mit mir Kontakt auf, er liefert wertvolle Informationen über die Musikschule der Buchbinders. Der Bürgermeister lädt uns ein, 2005 eine Ausstellung im Rathaus zu organisieren. Am 3. 11. wird die Hochschule für Musik in den "Sömmerdaer Stadtnachrichten, Amtsblatt von Sömmerda" abgedruckt.

Auf meiner diesjährigen Bildhauerwoche in Ungarn entsteht aus Sandstein eine Otto Piltz Büste, sie wird 2005 in Sömmerda die Besucher der Ausstellung begrüßen.
2005
Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung in Sömmerda, die größte Piltz-Schau der letzten Jahrzehnte steht im Zentrum der Arbeiten.
2006
Otto Piltz hat jetzt seine Homepage!